Fritz goes large format Winking

Es lässt sich nicht verleugnen - ich fotografiere am liebsten auf Film. Nicht, weil früher alles besser war oder ich Digitaltechnik blöd finde. Für mich ist die Frage nach Film oder Sensor vielmehr eine bewußte ästhetische Entscheidung und eine bewusst gewählte Form der Konzentration und Entschleunigung. Meine Brot und Butter Kamera ist ja seit geraumer Zeit eine Hasselblad 500 (also eine 6x6 Kamera). Das ist schon alles wirklich gut und die Vergrößerungen sehen auch richtig gut aus.

Trotzdem habe ich seit einiger Zeit den Wunsch verspürt, auf Planfilm zu fotografieren und damit auch die Möglichkeit zu nutzen, durch gezielte Objektivbewegungen, die Schärfe zu beeinflussen und hier und da auch die Perspektive korrigieren zu können. Also erstmal das Internet durchpflügen, Bilder suchen, die Bildästhetik erkennen und verstehen lernen.

Aha…so so…na gut…ach so geht das…Erkenntnis-Gewinn-Tage

Nachdem ich mich durch etliche Videos auf YouTube gearbeitet hatte und viele, viele Blogbeiträge und Fotografensites studiert hatte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und es fiel meine Wahl schließlich auf eine alte Linhof Technika III, die ich komplett mit einem 150er Schneider-Kreuznach Symmar aus der elektrischen Bucht fischen konnte.

Die ersten paar Bilder waren natürlich erst einmal dazu da, Sicherheit im Umgang mit dem Gerät zu bekommen, sahen aber schon recht vorzeigbar aus. Ein paar Blumen und kleine Figuren mussten herhalten. Die Filme habe ich in den Kassetten ins Fachlabor gegeben, um die möglichen Fehlerquellen auf die Gerätschaften und meine Handhabung zu reduzieren. Herr Westphal vom Fachlabor Foto-Weckbrodt in Hannover hat meine ersten Fomapan 100 Blätter schnell und perfekt entwickelt. Die Negative waren etwas dünn - aber grundsätzlich OK. Die Zeiten des alten Objektivs stimmen also halbwegs. Gut! Also weiter.

Letzten Sonntag war es dann soweit: Natascha kam zu mir ins Studio und wir haben - neben ein paar Rollfilmen mit der Hasselblad und einigen digital aufgenommen Fotos - die Technika aufs Stativ geschraubt. Für Models, die es nicht gewohnt sind, mit solchen Gerätschaften fotografiert zu werden, ist die Umstellung vom heute üblichen "ich mach mal schnell noch´n paar Bilder" hin zu "wir fotografieren jetzt zwei Portraits - das dauert so lange wie es eben dauert" bestimmt eine Herausforderung. Natascha hat aber die gewünschte Geduld und Konzentration sozusagen im Gepäck gehabt und das hat es mir sehr leicht gemacht, einige Portraits auf diese Weise zu fotografieren.

Noch ein paar Sätze zu meinem Verarbeitungsprozess. Diese technischen Dinge interessieren ja oft auch den einen oder anderen Leser: Fotografie auf Film heiß bei mir fast immer analog bis zum Negativ und dann wird´s doch ein wenig digital. Die Filme werden gescannt und die weitere Verarbeitung erfolgt dann digital auf der Basis der gescannten Datei. Der typische Filmlook bleibt dabei sehr gut erhalten. Bei den Planfilmen habe ich mich dazu entschlossen, die (Schwarz-WeißWinking Filme selbst zu entwickeln. Das hat den Vorteil, dass ich bestimmte Film-/Entwicklerkombinationen wählen kann. Je nach gewünschtem Kontrast und Filmkorn habe ich auf diese Weise sehr viele Freiheiten.

Den Fomapan 100, auf dem ich bisher im Format 4x5 ausschließlich fotografiere, gefällt mir sehr gut. Er wirkt - zumal in Rodinal entwickelt - sehr ausgewogen, fast schon etwas flau. Den Kontrast muss man unter Umständen etwas aufsteilen. Die Portraits, die ich hier zeige, sind alle mit dieser Kombi aufgenommen.

Demnächst mehr davon…und natürlich auch wieder #Faces On Tri-X. Aber dazu später Winking




2016-04-29-0001

Natascha auf Fomapan 100,
aufgenommen mit einem historischen Schneider Tele-Xenar 270mm, f/5.6


2016-04-29-0005


Natascha auf Fomapan 100,
aufgenommen mit einem historischen Schneider Tele-Xenar 270mm, f/5.6